Von der Unmöglichkeit, in Berlin einen vernünftigen Elektriker zu finden

Ein Elektriker, eine Karikatur
(C) Stefan Bayer / pixelio.de

Die Elektroinstallation in einem Haus muss auf jeden Fall einem Fachmann überlassen werden.

Aus dem offiziellen Portal des Landes Berlin
Elektriker: Eine Karikatur. Ein Elektriker legt einen Schalter um. Bei genauerem Hinschauen sieht man lose Kabel, herumliegendes Werkzeug und eine Katze, die unter Strom zu stehen scheint.
(C) Stefan Bayer  / pixelio.de

Einfach ein Elektriker. Ich stehe gerade vor einer Aufgabe, von der ich dachte, dass sie eher weniger herausfordernd ist: Die Suche nach einem Elektriker, der schlicht fünf Lichtschalter montieren soll. Mehr nicht. Wieso dies so schwierig ist, und weshalb ich das nicht selbst machen möchte, beschreibe ich in dieser Glosse.

Ausgangspunkt: Besser vernetzen

Ausgangspunkt: Momentan vernetze ich nach und nach mein Zuhause neu. Mit der Zeit haben sich nämlich verschiedene Geräte zusammengefunden. Es handelt sich um keine teure Technik, aber eben einige Geräte. Nun habe ich festgestellt, dass ich all diese Geräte stets in bestimmten Szenarien gemeinsam nutze. Ein triviales Beispiel ist der Fernseher. Ihn nutze ich zusammen mit einem AV-Receiver, der einen vernünftigen Ton erzeugt, und dann gemeinsam mit einem Fire TV-Stick oder einem Kabelfernseh-Empfangsgerät. Der AV-Receiver soll aber auch zusammen mit einem Radio laufen (dann ohne Fernseher), oder etwas über Bluetooth wiedergeben. Diese Geräte sind natürlich alle nur mäßig miteinander kompatibel. Eigentlich müsste ich mit bis zu fünf Fernbedienungen hantieren. Praktischerweise konnte ich – mit einigen erheblichen Mühen – einen Logitech Harmony Hub einrichten, der sich “merkt”, was gerade wie ein- oder ausgeschaltet ist, und dementsprechend als Ober-Fernbedienung die vielen Geräte hintereinander so umschaltet, dass sie das tun, was für die jeweilige Nutzung erforderlich ist.

Zu diesen Szenarien gehört auch, dass ich gern für bestimmte Nutzungen bestimmte Lampen ein- oder ausgeschaltet haben möchte. Also habe ich von Meross Lichtschalter besorgt, die dies ebenfalls ferngesteuert bewerkstelligen können. Wie man sieht, kosten diese Schalter auch nicht die Welt. Der Vorteil gegenüber Lampen, die selbst durch WiFi angesteuert werden, ist, dass man auch noch manuell das Licht ein- und ausschalten kann.

Warum ein Neutralleiter angeschlossen werden muss

Und nun kommt der Haken: Diese Schalter benötigen selbst Strom. Denn sie sollen ja auf ein Funksignal von außen reagieren.

Einen normalen, rein mechanischen, Wechselschalter durchfließt nicht immer Strom, sondern nur dann, wenn er geschaltet ist. Anhand dieses Schaltplans sieht man dies deutlich:

Schaltplan eines rein mechanischen Wechselschalters; aus Wikipedia; gemeinfrei.

Damit an dem Schalter nicht nur Spannung anliegt, sondern damit der Strom auch stets durchfließen kann, benötigt der Schalter, anders als ein rein mechanischer Schalter, den Anschluss an einen Neutralleiter. Normalerweise (und auch in der Skizze) ist der blau. Auf der Rückseite des gekauften elektronischen Schalters sieht man, wo dieser Neutralleiter anzubringen ist, nämlich bei “N”:

Die Anschluss-Rückseite des neuen Meross-Wechselschalters. An “N” muss der Neutralleiter angebracht werden.

Der Neutralleiter ist schon in der Nähe

Das Charmante ist, dass in meinem Zuhause bereits solche Neutralleiter hinter den vorhandenen Lichtschaltern vorhanden sind. Diese führen nämlich zu den in der Nähe befindlichen Steckdosen. Anhand dieses Bildes sieht man diese blauen Kabel sehr deutlich:

Hier sieht man hinter dem vorhandenen Schalter deutlich ein blaues Kabel. Wetten, das ist ein Neutralleiter?

Was der Elektriker also (nur) tun müsste

Die Aufgabe, die nun mit der Installation verbunden wäre, lautet:

  • Strom am Sicherungskasten abstellen.
  • Sicherstellen, dass der Strom wirklich abgestellt ist.
  • Alten Schalter abmontieren.
  • Abzweigung vom Neutralleiter herstellen.
  • Leitungen einschließlich der Leitung zum abgezweigten Neutralleiter am neuen Schalter anbringen.
  • Durchmessen, dass es keinen “Kurzen” gibt und wirklich das angeschlossen ist, was angeschlossen sein soll.
  • Strom wieder anschließen; ggfs. nochmals durchmessen.
  • Rechnung schreiben und Geld kassieren.

Ich unterstelle einmal, dass ein geübter Elektriker dies innerhalb von ein bis zwei Stunden ohne Weiteres bewerkstelligen kann. Zwei Stunden benötigt er vielleicht, wenn er noch einen Kaffee trinkt bei der Arbeit.

Wieso ich das einen Elektriker machen lasse

Wieso ich das nicht selbst anbringe, hat verschiedene Gründe. Der Naheliegendste: Ich bin Jurist und kein Elektriker. Und ich leide nicht an Selbstüberschätzung. Ich würde keinen Elektriker Rechtsfälle bearbeiten lassen wollen. Wieso sollte ich also “schlauer” sein und Elektrik können? In einer drei Jahre dauernden Ausbildung wird man mehr lernen als Drähte zu ziehen und Schrauben zu befestigen. Ein weiterer Grund: Schlecht verlegte Kabel sind die Ursache für Brände. Ich habe selbst einmal durch eine Unachtsamkeit in meinem Boot die elektrische Ankerwinde zum “Abrauchen” gebracht, und dort lagen 12 Volt und nur ein paar Ampère an. Ich bin also gewarnt. Und außerdem möchte ich nicht die Haftung übernehmen, wenn etwas schief geht. Nebenbei ist das Selbst-Basteln an Stromleitungen in der Wohnung aus verschiedenen Gründen zwar nicht strafbar, aber dennoch rechtswidrig – weshalb das so ist, würde hier zu weit führen.

Erster Versuch: “MyHammer”

In Erinnerung an recht gute Erfahrungen setzte ich also ein Inserat im Portal “MyHammer” ein. Die Beschreibung war vielleicht zunächst etwas “dünn”. Später reicherte ich sie mit Fotos an und wählte den folgenden Ausschreibungstext:

Installation von 5 Lichtschaltern. 3x Wechselschaltung; 2 x Einfachschaltung. Bei der Wechselschaltung muss je nur 1 Schalter ausgetauscht werden (da sieht der Hersteller auch so vor). Die Schalter benötigen technisch bedingt einen Anschluss an Nulleiter; Nulleiter sind aber hinter vorhandenen Schaltern vorhanden (siehe Bilder). Alle Arbeitsbereiche sind zugänglich. Bilder der einzubauenden Modelle und der vorhandenen (modernen) Installation anbei.

Zahlung nur unbar (Karte; Überweisung); Rechnung erforderlich.

Ich selbst auf “MyHammer”.

Zum letzten Absatz: Ja, ich möchte das gern auch von der Steuer absetzen, und in § 35a Absatz 5 Satz 3 Einkommensteuergesetz ist vorgesehen, dass dies bei einer Barzahlung ausgeschlossen ist. Schwarzarbeit lehne ich prinzipiell ab. Mit dem Wunsch nach Kartenzahlung bzw. Überweisung hatte ich bei Handwerkern aber bislang nie Probleme.

Nach fünf Tagen bei MyHammer (und noch einer Zahlung von 7,99 Euro für die Hervorhebung der Ausschreibung) war das Ergebnis: nichts. Ich erhielt keine Angebote. Nicht von Elektrikern, nicht von anderen. Nichts.

Zweiter Versuch: Anrufe

Also versuchte ich es mit Anrufen bei verschiedenen Elektrikern in der Nähe. Freundlich erläuterte ich, was zu tun ist. Die Reaktionen waren allesamt unfreundlich oder unseriös. Zitate:

  • “Ui ui ui, das ist ja was Großes. Rechnen Sie mal mit fünf Stunden.”
  • “Wenn wir Ihnen sagen sollen, was das kosten würde, nehmen wir dafür 65 Euro. Die verrechnen wir dann, wenn Sie uns beauftragen. Ich kann gleich jemanden vorbeischicken, der sich das anschaut.”
  • “Sie können keinen vorhandenen Neutralleiter verwenden. Wir müssten Ihnen komplett neue Leitungen ziehen.”
  • “Senden Sie uns einmal eine E-Mail, am besten mit Fotos, dann reden wir darüber”.

Dritter Versuch: E-Mails an Elektriker

Nach diesen telefonischen Erlebnissen versuchte ich es dann mit E-Mails, unter anderem auch an den Anbieter, der eine haben wollte. Eine Antwort habe ich auf keine der E-Mails erhalten. Weder einen Anruf, noch eine Nachfrage per Mail, und erst Recht kein Angebot.

Als Drittes: Nepp über “Blauarbeit”

An den absoluten Nepper geriet ich über das Portal “Blauarbeit”. Es handelte sich um einen Generalunternehmer, der auch einen Elektriker an der Hand hatte und durchaus interessiert war. Er selbst hatte einen “migrantischen” Namen, betonte allerdings beim ersten Kontakt, er würde einen “deutschen” Elektriker schicken. Was mir egal war und ich ihm auch sagte. Ich hatte einmal einen kamerunischen Handwerker erlebt, der ziemlich pedantisch vorging.

Der ursprünglich angekündigte Preis lautete:

  • Pauschale für die “Anfahrt”: 100 Euro.
  • Stundensatz: 64 Euro. Inklusive Material.

Der Generalunternehmer fragte dann seinen Elektriker an, der dann auch in der Tat flugs bei mir anrief. Wir hatten bereits einen Termin für eine Besichtigung und die Ausführung der Arbeiten vereinbart. Daraufhin rief dann noch einmal der Generalunternehmer an. Zitat:

“Der Elektriker möchte einen Pauschalpreis. Und den möchte ich auch mit Ihnen vereinbaren. Sagen wir, 600 Euro.”

Generalunternehmer, der ursprünglich 100 Euro plus einen Stundensatz von 64 Euro berechnen wollte.

Dies würde nach den ursprünglich von ihm genannten Stundensätzen (64 Euro) und nach Abzug der 100-Euro-Pauschale für die “Anfahrt” bedeuten, dass 7,81 Stunden gearbeitet würde!

Als ich erklärte, dass dies überhaupt nicht in Betracht komme, erhielt ich die Erklärung, es sei erstens Wochenende, und zweitens würde die Installation sicherlich “drei bis fünf Stunden” in Anspruch nehmen. Hallo? Ich hatte weder Wochenendarbeit gewünscht, noch funktionierte die Berechnung selbst dann, wenn man diese Zeit wirklich ansetzen würde.

Der Generalunternehmer versuchte es dann “auf frech”:

“Wenn heutzutage selbst die Anbringung einer Steckdose locker 200 Euro kostet, können Sie nicht erwarten, dass das billiger wird.”

Generalunternehmer, der seine Mitmenschen für dumm hält.

Auf die Frage hin, was ich denn maximal zahlen würde, antwortete ich mit einem Preis, der durchaus realistisch war. Der Generalunternehmer bat sich eine Bedenkzeit aus, rief nach fünf Minuten wieder an und sagte:

“Das geht zu dem Preis nur netto. Also ohne. Sie wissen, was ich meine.

Generalunternehmer, der realistische Preise nur “netto ohne” anbietet.

Da heute nicht einmal mehr im Rotlichtmillieu “netto ohne” gearbeitet wird, beendete ich den Kontakt.

Mein Nicht-Fazit zur Elektriker-Suche

Ein wirkliches Fazit habe ich leider nicht anzubieten. Es bleibt für mich eine Reihe von Fragen offen:

  • Liegt das alles an mir? Kann man nicht als “Normalkunde” von einem Handwerk, das sich doch ach so stolz und gesellschaftstragend präsentiert, erwarten, dass man auf Grund einer normalen Leistungsbeschreibung preislich und rechtlich seriöse Angebote erhält? Oder muss ich zum “Gangster” werden, um Lichtschalter anbringen zu lassen?
  • Werde ich für gleichzeitig reich und dumm gehalten? Welche Arroganz steckt eigentlich dahinter, zu glauben, dass ich nicht begreife, dass 100 + 64 x 2 nicht 600 sind? Und dass ich nicht wüsste, wie wenig Aufwand hinter den Arbeiten steckt?
  • Haben Handwerker derzeit so viel zu tun, dass sie an Aufträgen in Wirklichkeit überhaupt nicht interessiert sind?

Wenn mir irgendjemand ein seriöses Angebot machen möchte, kann er oder sie mit dieses gerne unterbreiten (info[at]maor.de).

Noch etwas zum “Gendern”: Natürlich kann auch sehr, sehr gerne eine Elektrikerin bei mir die Schalter montieren. Allerdings hatte ich in diesem Zusammenhang ausschließlich mit Männern zu tun. “Herren” möchte ich sie ungern nennen.

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12 Antworten

  1. Mert Müller sagt:

    Danke für den Beitrag. Ich wusste nicht, dass auf einem Wechselschalter nicht immer Strom fließt. Ich suche aktuell einen Elektriker, der mir da helfen kann.

  2. Thomas Reiniger sagt:

    Als ich mein erstes Haus renovierte, war die Elektriker-Arbeit ein wichtiger Aspekt, den ich ernst nahm. Ich erinnere mich, wie ich einen qualifizierten Elektriker beauftragte, um sicherzustellen, dass alles ordnungsgemäß und sicher installiert wurde. Diese Erfahrung hat meine Wertschätzung für die Bedeutung einer professionellen Elektroinstallation und die Arbeit der Elektriker, die diese durchführen, nachhaltig geprägt.

  3. Leonie sagt:

    Mein Bruder möchte sich im Bereich Anlagenbau weiterbilden, da er in dieser Branche gute Jobmöglichkeiten sieht. Außerdem überlegt er, mit einem Freund eine Firma zu gründen, die auch Beratung in diesem Gebiet anbietet.

  4. Samira Pferder sagt:

    Wir würden auch gerne unsere Elektroinstallationen erneuern. Daher ist es gut zu wissen, dass man das eher einem Elektriker überlassen sollte. Ich würde ungern einen Brand auslösen.

  5. Stefan Weber sagt:

    Danke für den Beitrag. Interessant, dass durch einen normalen, rein mechanischen, Wechselschalter nicht immer Strom fließt. Ich suche aktuell einen guten Fachmann für den Anlagenbau in meinem Haus. Hoffentlich finde ich bald jemanden.

  6. Elisabeth sagt:

    Schade, dass es Ihnen so viel Mühe macht, einen guten Elektriker für Wohnungsinstallationen zu finden. Ich hatte bisher immer Glück. Guter Service inbegriffen. Allerdings auch nicht in einer Großstadt.

  7. Dietrich Schneider sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Elektriker. Gut zu wissen, dass man gut vernetzt sein sollte, um einen guten Elektriker zu finden. Ich habe mich vor kurzem mal zum Thema Elektrik beraten lassen.

  8. Rudi Sterzer sagt:

    An sich gebe ich dem Berliner Portal schon recht, dass Elektroinstallation in einem Haus auf jeden Fall einem Fachmann überlassen werden sollte. Allerdings verstehe ich auch deine Sicht, dass es schwierig sein kann einen Fachmann zu finden. Zum Glück hat man bei uns auf dem Land nicht das Problem, einen Elektriker zu finden.

  9. Johnny sagt:

    HaHa – schöner Bericht, da hast dir echt viel Mühe gemacht.
    Und ja, sowas kann alles ganz schnell flutschen und man ist in ner halben Stunde fertig.

    Aber meistens läuft das ganz anders:

    1. schraubst den Schaltereinsatz raus und die Unterputz-/Hohlwanddose löst sich gleich mit
    2. die alte Stegleitung im Hintergrund fällt die poröse Isolierung schon von selbst ab
    3. blaue Leitung ist Null bei Steckdosen/Licht, aber bei einem Schalter wird der blaue auch als Schaltdraht benutzt!
    4. wenn der blaue wirklich zur Steckdose geht, müsste man den trennen und mit Wago Klemmen aufteilen, das mach mal in ner kleinen Schalterdose
    5. dann stellste fest, dass der gelbgrüne Schutzleiter damals vielleicht auch noch zweckentfremdet, weil zu wenig Drähte für Wechselschaltung vorhanden waren und als Schaltdraht hergenommen => müsstest alles neu verkabeln
    6. und von einer abschliessenden Messprüfung, die dann vielleicht sogar feststellt, dass die elektrischen Schutzelemente nicht mehr richtig funktionieren, will ich gar nicht reden

    Wär schon schön wenn alles einfach flutschen würde 🙂
    Und vielleicht ists ja auch bei dir der Fall.
    Als Elektriker hätt ich aber keinen Bock drauf, weil eher mit obigen Problemen zu rechnen ist.
    Und dann der Kunde, der meint alles mit Leichtigkeit umbauen zu können, auch noch im Nacken sitzt und die Minuten zählt 😉

    • Oliver Maor sagt:

      Danke für den Kommentar! Ich habe letztendlich einen Elektriker gefunden. Er hatte in der Wohnung übrigens eine vorbildliche und vorschriftsgemäße Verkabelung vorgefunden. Natürlich kann man das in Normalfällen (vor allem: Die Verkabelung entspricht der Norm) auch selbst machen. Nur: Erstens sollte man nicht meinen, mit ein wenig Internetrecherche selbst herausfinden zu können, in welchem Zustand sich die Verkabelung befindet; Elektriker ist nicht umsonst ein anspruchsvoller Lehrberuf. Zweitens: Man würde bei “Eigenbastelei” jeder Versicherung eine Steilvorlage dafür bieten, Leistungen zu verweigern (wenn man nicht selbst Elektriker ist).

  10. Tobias sagt:

    Wtf?! O.o

    Gut geschrieben!
    Ich hoffe, du findest noch geeignetes Fachpersonal!

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